„Hauptsache anders“
Moin!
Heute möchte ich dir wieder eine kleine Geschichte aus unserem Agenturalltag erzählen:
„Hauptsache anders (als bei den anderen)“
Das waren die Worte, die die Person immer wieder am Telefon erwähnte. Sie war Geschäftsführerin eines Consulting-Unternehmens und sie und ihr Team hatten sich für den Relaunch der Website mit einem unserer Contao Themes entschieden. Nun wollte sie noch ein paar Anpassungen vornehmen lassen. Da wir unsere Themes am Besten kennen und häufig für Agenturen unsere Themes an die Kundenanforderungen anpassen und weiterentwickeln, stimmte ich einem Telefonat zu.
Doch ihr „Hauptsache anders“ stimmte mich bereits in den ersten Minuten nachdenklich. Sie hatten sich ein eigenes Navigationskonzept überlegt, das auf jeden Fall anders war. Aber leider auch für den Nutzer schlecht zu bedienen (Die Menüpunkte ab Level 2 sollten vertikal angeordnet sein und den eigentlichen Inhalt immer nach weiter nach unten schieben.).
Meine Einwände, dass Hauptsache anders nicht schlechter oder egal zu welchem Preis bedeuten sollte, kamen bei ihr nicht an. Auch mein Vergleich, dass der Lenkstockschalter (um z.B. zu blinken) aus gutem Grund am Lenkrad verbaut ist und aus den gleichen Gründen nicht einfach in die Mittelkonsole verlegt werden sollte, ignorierte sie.
Selbst auf die Frage, ob sie so eine Navigation schonmal irgendwo gesehen hat, musste sie zugeben, dass sie das noch nirgends gesehen hatte, fügte aber auch gleich hinzu, dass das mit Sicherheit daran liege, dass sowieso alle Websites gleich aussehen und wohl noch niemand auf die Idee gekommen sei.
Es kamen dann noch ein paar andere, ungewöhnliche Wünsche dazu und ich fand heraus, dass dies nicht der erste Versuch war, ihre Vorstellungen umsetzen zu lassen. Ein Entwickler hatte bereits das Handtuch geworfen, nachdem ihm klar war, dass diese Wünsche nicht nur sehr aufwändig und in Contao schwer umzusetzen waren, sondern sich auch mehrfach änderten.
Trotzdem möchte ein Teil von mir am Liebsten jeder Person helfen und so schrieb ich ein Angebot. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Sinngemäß lautete sie:
„Der mit höchstens 1 Stunde zu beziffernde Aufwand kann unmöglich das fünffache des Themes kosten. Ist bei Ihrem Angebot die Kommastelle verrutscht?“
Natürlich nicht. Und irgendwann wurde mir auch klar, wo ich eigentlich falsch abgebogen war:
Ich hatte bei dieser Anfrage von Beginn an ein schlechtes Gefühl. Keine Anrede, die Formulierungen in der Mail, die Schlussformel „Ihr XY-Team“, statt einem Namen, alles das hat mich direkt abgeschreckt. Dennoch wollte ich der Person eine Chance geben und antwortete.
Vielleicht hätte ich mir stattdessen lieber die Worte des Autors Tim Ferriss zu Herzen nehmen sollen. Der hat eine klare Meinung dazu, ob man jede Mail beantworten sollte:
„Machen Sie es sich zur Gewohnheit, kleine unangenehme Dinge geschehen zu lassen. Tun Sie das nicht, finden Sie niemals die Zeit für die lebensverändernden großen Dinge.“
Wenn ich heute die Website aufrufe, sehe ich zwar nicht mehr das LASR-, sondern ein anderes Contao-Theme, aber die Website ist immer noch eine Baustelle. Aber jetzt weiß ich auch warum.
Viele Grüße,
Dennis