Wann sind Multidomain-Installationen in Contao sinnvoll?
Contao ist von Haus aus mit einer Multidomain-Funktion ausgestattet. Aber wann ist es sinnvoll, mehrere Websites in einer Contao-Installation zu verwalten und wann sollte man besser getrennte Contao-Systeme verwenden?
Am Montag haben wir nach langer Überlegung eine Multidomain-Contao-Installation in zwei getrennte, unabhängig voneinander laufende Contao-Systeme aufgespalten. Als wir vor ca. 4 Jahren die Website realisierten, hatten wir dem Kunden empfohlen, aus Kostengründen die Website der Tochterfirma innerhalb des gleichen Contao-Systems zu verwalten. Ein Fehler, wie sich in den Folgejahren herausstellte.
Eigentlich hatten wir mit der Absicht, die Website der Tochterfirma in der gleichen Contao-Installation zu verwalten, zwei Ziele verfolgt. Wir wollten
- den Aufwand bei der Contao-Einrichtung geringer halten
- die Wartungskosten verringern, indem die Tochter-Website automatisch von der Mutter-Website profitiert
Bei der erstmaligen Einrichtung haben wir tatsächlich ein paar Stunden sparen können. Aber entgegen unserer Erwartung wurde der Wartungsaufwand nicht weniger, sondern mehr. Heute wissen wir, wann es sinnvoll ist, eine Projekt in eine bestehende Contao-Installation zu integrieren und wann wir besser eine separate Contao-Installation aufsetzen.
Wann Multidomains in Contao sinnvoll sein können
Wenn eure Seiten sich bis auf die Sprache gleichen, also sogenannte Multilanguage-Sites sind, dann ist es in 9 von 10 Fällen sinnvoll, die Websites über ein Contao-Backend zu verwalten. Das hängt aber vielleicht auch ein bisschen davon ab, ob die unterschiedlichen Sprachen von einem oder unterschiedlichen Teams verwaltet werden. Auch hier ist schließlich nicht ganz auszuschließen, dass nur eine Sprache oder „ein Markt“ verkauft wird.
Ein anderer Fall ist es, wenn sich zwei oder mehr Seiten eine gemeinsame Datenbasis teilen. Wenn also mehrere Seiten zum Beispiel auf den gleichen Produktkatalog zugreifen. Dann könnte es durchaus sinnvoll sein, dass sich die Websites in der gleichen Contao-Installation befinden. Auf jeden Fall ist es günstiger, als wenn der Produktkatalog aufwändig über mehrere Installationen synchronisiert wird, um Preise oder Lagerbestände abzugleichen.
3 Gründe, die gegen Multidomains in Contao sprechen:
Aus Unternehmenssicht
Für Unternehmen gibt es zwei Gründe, mehrere Websites/Projekte über ein Contao-Backend zu verwalten: Aus Administrations- und aus Kostengründen. Was aber, wenn sich das Unternehmen dazu entschließt, ein Projekt oder eine Tochterfirma auszugliedern oder zu verkaufen? Oder wenn die Kooperation beendet wurde und jeder seiner Wege geht.
Contao bietet zwar eine umfangreiche Rechteverwaltung an, mit der man es beiden Unternehmen ermöglichen könnte, jeweils nur auf die eigene Website zuzugreifen. Dennoch müssen beide Unternehmen weiterhin in bestimmten Punkten Entscheidungen gemeinsam treffen. Zum Beispiel ob und wann ein Contao-Update durchgeführt werden soll. Wer trägt die Kosten für das Update? Und wie geht man mit neuen Funktionen um?
Aus Endkunden- und Googlesicht
Es kann aber auch sein, dass die beiden Projekte nicht miteinander in Verbindung gebracht werden sollen. Klassisches Beispiel wäre eine Tochterfirma, die die gleichen Produkte unter anderem Label im Low-Price-Segment vertreibt. Wer sich die Mühe macht und eigene Standorte, Geschäftsführer und unterschiedliche Webdesigns hat, der sollte auch so konsequent sein und seine Websites auf unterschiedlichen Servern hosten.
Wenn ich dann noch an Suchmaschinenoptimierung und Google denke, dann würde ich sogar noch einen Schritt weiter gehen und die beiden Projekte bei unterschiedlichen Anbietern hosten lassen. Bei den über 250 Bewertungskriterien für den Google-Algorithmus ist nicht auszuschließen, dass Google bei zwei Seiten, die sich dem gleichen Thema widmen und die auf dem gleichen Server liegen, eine der beiden Seiten schlechter „rankt“, weil sie zusammengehören.
Aus Agentur- und Entwicklersicht
Aber der wichtigste Grund, der gegen eine Multidomains in Contao spricht, betrifft die Wartung der Contao-Installation. Gerade wenn die Projekte einen unterschiedlich großen Pflegeaufwand haben. Dann müssen alle Updates, sowohl für Contao, als auch für Extensions, nicht nur im Projekt geprüft werden, in dem sie verwendet werden, sondern auch die anderen Projekte sollten sicherheitshalber noch mal überprüft werden, ob alles noch soweit funktioniert. Richtig spaßig wird es, wenn Inkompatibilitäten zwischen den verschiedenen Extensions der einzelnen Projekte festgestellt werden. Dadurch fällt der Update-Aufwand insgesamt höher aus.
Umgekehrt sind alle Projekte einer Installation immer vom kleinsten gemeinsamen Nenner abhängig. Obwohl zwei Websites längst auf Contao 3.4 oder höher laufen könnten, sorgt die dritte Website mit ihren Erweiterungen dafür, dass wir weiterhin die LTS-Version nutzen (müssen).
Unser Fazit:
Gerade bei größeren Projekten ist es meist besser, wenn jedes Unternehmen beziehungsweise jeder Geschäftszweig sein eigenes Contao bekommt. Als Agentur und Entwickler, aber auch als Unternehmen weiß man oft nicht, wie sich die Dinge in ein paar Jahren entwickeln. Wer eine Sparte verkauft oder abspaltet, denkt mit Sicherheit nicht als erstes daran, dass die Websites über das gleiche System laufen.
Bei unserem eingangs erwähnten Projekt sind wir froh, dass wir die beiden Websites voneinander getrennt haben und nun jede für sich betrachten können. Ein Contao-Update ist ja trotz Update-ID und all dem Komfort immer noch mit Stress und Nervenkitzel verbunden. Da tut es ganz gut, wenn man weiß, dass man sich nur auf eine Website konzentrieren muss.
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